Geschäftsideen

Digitale Teilhabe für alle - Spezielle Software für Senioren

Wer mit Computern und IT-Technik aufgewachsen ist, hat wohl kaum Probleme mit der Digitalisierung. Ganz anders dagegen die Generation, an der die digitale Revolution vorbeilief. In der Regel sind das die über 65-Jährigen, die in ihrem Berufsleben kaum Gelegenheit hatten, sich mit IT-Technik und digitalen Medien näher auseinanderzusetzen. Diese Generation staunt, wie flink die Enkelchen auf ihren Tastaturen und Smartphones herumtippen und meint, dass das doch nur was für Jüngere sei.

Das Problem jedoch ist, dass immer mehr alltägliche Prozesse digital organisiert werden. Von der Steuererklärung über die Fahrplanauskunft bis hin zum Zahlungsverkehr– immer mehr analoge Routinen werden digitalisiert. Die beiden Programmierer Paul Lunow und Florian Schindler wollten dem nicht länger tatenlos zusehen. So tüftelten sie an einer universellen Bedienoberfläche für alle und gründeten 2018 das Tech-Start-up Nepos GmbH in Berlin.

Digitale Teilhabe für alle - Spezielle Software für Senioren

Ihr Ziel war es, die Internetnutzung allen zugänglich zu machen: einfach und sicher. Dadurch sollte der Generation 65 plus und anderen bislang digital abseits Stehenden der Einstieg in die digitale Welt ermöglicht werden. Mit Unterstützung eines Business Angel und mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne gelang es, ausreichend Mittel aufzutreiben, um ihr seniorengerechtes Tablet mit der Bedienoberfläche Nepos zur Marktreife zu bringen.

 

Der Impftermin wird zur digitalen Herausforderung

Viele werden sich fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, ältere Menschen mit digitalen Techniken zu konfrontieren. Für die Gründer von Nepos steht die Antwort bereits fest. Wie wichtig die Einbeziehung aller Mitglieder einer Gesellschaft ist, zeigte jüngst der verpatzte Start der Impfkampagne gegen Covid-19 in Deutschland. Um einen Impftermin zu bekommen, sollten die Anwärter per Smartphone einen Code eingeben, den sie zuvor per E-Mail anfordern mussten.

Dass betagte Menschen in der Regel weder ein Smartphone besitzen noch einen Internetanschluss haben, war den Entwicklern der Impfanmeldungsprozedur offenbar völlig entgangen. Dies sorgte zuerst für Irritationen und später für ein heilloses Durcheinander. Nepos möchte das ändern und hat sich daher zum Ziel gesetzt, solche Situationen künftig zu vermeiden. Jeder sollte nach Meinung der beiden Gründer Tablets, Computer und das Internet einfach und sicher nutzen können.

Egal wie alt er ist und welcher gesellschaftlichen Schicht er angehört, die digitale Teilhabe sollte jedem möglich sein. Hinter dem ersten Tablet mit universeller Benutzeroberfläche stecken rund drei Jahre Entwicklungsarbeit. Immer wieder mussten Anpassungen vorgenommen werden, um die bestmögliche Usability von Nepos zu erreichen. Hierbei halfen mehr als 300 Tester, welche die Entwicklung kritisch-konstruktiv begleiteten.

Die Herausforderung bestand darin, die Benutzerführung über die erste Nutzungsebene hinaus per Betriebssystem zu kontrollieren. Nur so lässt sich eine einheitliche Bedienerführung schaffen, die Unbedarfte logisch erschließen und nachvollziehen können. Ein Grund dafür, weshalb sogar ein eigenes Betriebssystem geschaffen wurde, das die Einheitlichkeit der Steuerung bis in die Anwendungen hinein sicherstellt.

Das Tablet mit eigenem Betriebssystem und eigener Oberfläche wurde speziell für die Bedürfnisse der älteren Generation entwickelt. Hier können sie E-Mail, Videotelefonie und Sprachassistenten einfach und sicher kennen- und nutzen lernen. Die Resonanz darauf war durchweg positiv. Die zweite große Herausforderung, denen sich das Team von Nepos gegenübersieht, ist, die anvisierte Zielgruppe zu erreichen und marketingtechnisch adäquat anzusprechen.

Da dies recht schwierig erschien, einigte man sich darauf, die Kampagnen auf Jüngere auszurichten, um sie auf Nepos aufmerksam zu machen. Ihnen sollte es obliegen, angehörige ältere Menschen für Nepos zu begeistern. Aktuell wird Nepos von mehr als 2.000 Menschen aktiv genutzt und jeden Tag kommen neue Nutzende hinzu.

 

Digitale Angebote für Ältere stehen vor einem Boom

Nicht nur die Lebenserwartung steigt kontinuierlich, sondern auch die positive Einstellung zum Alter. Menschen über 65 Jahren gehören nicht mehr wie früher zum „alten Eisen“. Ganz im Gegenteil, denn die meisten sind aktiver und interessierter als je eine Generation zuvor. Rund 13 Millionen Menschen sind in Deutschland älter als 65 Jahre. Bislang hat sich niemand um deren digitale Teilhabe gekümmert. Weder die Politik noch die großen Digitalkonzerne hielten es offenbar für nötig, für diese Zielgruppe spezielle Angebote zu entwickeln.

Insofern stehen Firmen wie Nepos weitgehend allein und konkurrenzlos auf weiter Flur. Dies dürfte sich spätestens dann ändern, wenn das Gros der Babyboomer ins Rentenalter kommt, also um das Jahr 2025 herum. Wer dieses Potenzial sieht und die digitalen Bedürfnisse älterer Menschen aus eigener Erfahrung gut einschätzen kann, der hat schon mal die richtige Einstellung dazu. Denn wie zuletzt die Pandemie gezeigt hat, haben gerade Ältere noch großen Nachholbedarf. Ganz gleich, ob es um Videochats, E-Mails oder Arzttermine geht – hier besteht ein immenser Bedarf, den es zu abzudecken gilt. Für Softwareentwickler gibt es noch viel zu tun.

Weitere Daten dieser Geschäftsidee

Land: Deutschland Deutschland
Rechtsform: GmbH
Branche: Medien & Technik, Gesellschaft & Familie
Kategorie: Software, Computer
Startkapital: * über 250.000 EUR
Website: nepos.de
* geschätztes Startkapital

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