Die Mitarbeiter im Unternehmen optimal einzusetzen, gehört zum Tagesgeschäft des Managements. Ob es gelingt, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Zum einen liegen die Gründe im Unternehmen und seiner Arbeitsplatzorganisation und zum anderen in den Gewohnheiten des Mitarbeiters.
Wohl werden Arbeitspausen in aller Regel erfasst, nicht jedoch interne Abläufe, die den Mitarbeiter und seinen Job betreffen. Hätte man genauere Daten darüber, welche Orte der Mitarbeiter im Unternehmen wie oft ansteuert oder wie gut interne Gespräche mit Kollegen aus anderen Bereichen verlaufen, ließen sich viele interne Prozesse erheblich besser planen. So zumindest in der Theorie.
Das US-amerikanische Unternehmen humanyze entwickelt seit 2011 auf Soziometrie basierende Systeme, mit denen sich die Arbeitsroutinen von Mitarbeitern anonym erfassen und analysieren lassen. Es handelt sich dabei um ein graues Kästchen, das mit Sensoren, Infrarot-Empfängern und Bluetooth-Sendern vollgestopft ist.
Der „Soziometer“ ist an einem Band befestigt und wird vom Mitarbeiter um den Hals getragen. Das „employee tracking“ ist in den USA ein wachsendes Geschäftsfeld, das aufgrund vergleichsweise lockerer Datenschutzgesetze auf wenig Widerstand stößt. Wer glaubt, in Europa seien solche Wearables chancenlos, könnte sich irren. Denn humanyze hat erst im Juli 2019 seine europäische Hauptniederlassung in Amsterdam eröffnet, um sein Europageschäft zu forcieren.
Die Analyse unternehmensinterner Arbeitsabläufe ist ein alltägliches Geschäft. Ganze Berufszweige leben von diesen Tätigkeiten, denkt man nur an die unzähligen Unternehmensberatungen. Die Ziele sind immer dieselben: Es geht darum, die Arbeitsabläufe und Prozesse im Unternehmen zu optimieren. Auch die Verbesserung der Effizienz von Mitarbeitern zählt dazu. Ob dies gelingt, hängt auch von der Qualität der zur Verfügung stehenden Daten ab. Hier hapert es oftmals.
Genau in diese Marktlücke ist das US-amerikanische Start-up-Unternehmen humanyze gestoßen. Es wurde 2011 in Boston gegründet. Zu den Gründern gehören Ben Waber und weitere Wissenschaftler vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Seit der Gründung in 2011 hat humanyze seine Systeme stetig weiterentwickelt und verbessert. Mit Romulus Capital gewann das Start-up einen Investor, der zu den besonders schnell wachsenden VC-Kapitalgesellschaften zählt und in aussichtsreiche Technologie-Unternehmen investiert.
Der theoretische Hintergrund ist die Soziometrie, eine Methode der empirischen Sozialforschung. Dabei geht es darum, die Beziehungen zwischen Gruppenmitgliedern zu erfassen, darzustellen und zu analysieren. Als Produkt entstand ein smarter Mitarbeiterausweis, der als Wearable um den Hals getragen wird. Damit werden Bewegungsabläufe von Mitarbeitern dokumentiert.
Das kleine flache, graue Kästchen enthält alles, was smarte Technik aufzubieten hat: von Bewegungssensoren über Mikrofone bis hin zu Bluetooth- und Infrarotempfängern. Damit lassen sich anonymisiert Daten des Mitarbeiters im Unternehmen zu Analysezwecken erfassen. Laut Angaben des Unternehmens werden alle Daten anonymisiert erfasst.
Nur der Träger des Ausweises kann die Daten selbst abrufen. Führungskräfte erhalten lediglich anonymisierte Zusammenfassungen und Bewegungsprofile, die keinen Rückschluss auf den jeweiligen Mitarbeiter zulassen. Dadurch kann man unter anderem herausfinden, wie oft und wo Meetings stattfinden, welche Räume häufig genutzt und welche Räumlichkeiten gar nicht genutzt werden. Demzufolge sieht man den Soziometer weniger als Instrument zur Überwachung, sondern eher als Mittel zur Selbstoptimierung.
Die Geschäftsidee humanyze dürfte bei vielen zu Recht auf Skepsis stoßen. Denn anders als in den USA sind die Datenschutzgesetze in Deutschland und Europa sehr streng und daran dürfte sich vorerst wenig ändern. Dennoch: Europäische Unternehmen werden gerade in Zeiten stagnierender oder sinkender Umsätze jede sich bietende Möglichkeit nutzen, um die Effizienz ihrer Mitarbeiter weiter zu steigern.
Hierzu brauchen sie aber mehr Daten über die Arbeitsabläufe ihrer Mitarbeiter. Stets wird man dies mit dem zunehmenden internationalen Wettbewerbsdruck begründen. Die USA und China, die solche Methoden viel unkritischer sehen, warten nicht auf uns. Es ist schon eine schizophrene Situation. Auf der einen Seite haben Millionen Menschen kein Problem damit, via Google ihre Bewegungsdaten Unternehmen zur Verfügung zu stellen, indem sie die Trackingprozesse über ihr Smartphone zulassen.
Auf der anderen Seite erfolgt ein Aufschrei, wenn ein Arbeitgeber dasselbe tun würde. Es obliegt der Einschätzung eines jeden Einzelnen, sich vorzustellen, wie die Gesellschaft in ein paar Jahrzehnten aussehen wird. Es ist davon auszugehen, dass in absehbarer Zukunft auch in Deutschland und Europa Systeme wie humanyze in großem Stil eingesetzt werden.
Hier stellt sich die Frage, ob wir den Einsatz solcher Systeme in Europa den Amerikanern oder Chinesen überlassen wollen. Wenn nicht, bleibt nichts anderes übrig, als selbst aktiv zu werden und entsprechende Entwicklungen voranzutreiben. Es ist eine Geschäftsidee für mutige Gründer, die nicht nur informationstechnisches Know-how, sondern aufgrund der sensiblen Thematik auch viel argumentatives Geschick mitbringen müssen. Potenzialreich ist die Geschäftsidee auf jeden Fall.
Land: | Vereinigte Staaten |
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Rechtsform: | Corporation |
Branche: | Medien & Technik |
Kategorie: | Business & Industrie |
Startkapital: * | über 250.000 EUR |
Website: | www.humanyze.com |
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