Der Spruch, dass „die Intelligenz der Agrarbevölkerung in reziproker Relation zum Volumen ihrer Hackfrüchte stehe“, ist fast jedem geläufig. Genau, es geht um die dümmsten Bauern mit den dicksten Kartoffeln und die Lacher hat man garantiert auf seiner Seite. Auch wenn man Patient ist.
Wenn aber der Herr Doktor im Befundbericht von „Angina tonsillaris“ schreibt, kriegt man als Patient den berühmten dicken Hals, wenn man ihn nicht schon hat, weil der Herr Doktor schließlich entzündete Mandeln als Ursache der Halsschmerzen diagnostizierte. Kommunikation könnte so einfach sein, wenn sich Adressat und Empfänger auf demselben Level bewegen.
Schreibt jedoch ein Arzt einen Befundbericht, so ist dieser für den Patienten fast immer unverständlich. Den Bericht sollen die Fachkollegen verstehen, nicht die Patienten. Daran wird sich vermutlich auch in den nächsten hundert Jahren nichts ändern. Das brachte Anja Kersten und Johannes Bittner, zwei Medizinstudenten der TU Dresden, auf eine geniale Idee: Studenten dolmetschen für Patienten.
Eine Art Übersetzerdienst für medizinische Befundberichte ist daraus entstanden. Auf Washabich.de kann jeder seinen ihm unverständlichen Befundbericht kostenlos in verständliches Umgangsdeutsch übersetzen lassen. Für Patienten ist das eine tolle Sache. Für die Studenten aber auch, als praktische Vorbereitung auf den späteren Berufsalltag. Zufriedenen Patienten steht es frei zu spenden. Was sie auch tun. Und das nicht zu knapp.
Obwohl der Medizinsektor boomt und die Pharmabranche von einem Rekord zum nächsten eilt, ist die Versorgung der Bevölkerung nicht unbedingt besser geworden. Gemeint ist die Versorgung mit verständlichen Informationen über unsere Gebrechen. Scheinbar ist der Gesundheitsindustrie nicht daran gelegen, dass der Patient alles genau versteht, denn schließlich geht es hier um ein Milliardengeschäft.
Googelt man einmal nach dem Thema ist man von Hilfeschreien in Patientenforen umgeben, die händeringend nach verständlicher Übersetzung ihrer Befundberichte suchen. Denn mit Sätzen wie: „Discektomie HWK5/6 und HWK6/7. Die Spinalkanalstnose wurde etwas reduziert, das Myelon wird weniger pelottiert. Kein Nachweis eine Myelopathie, auch keine Diffusionsstörung im Halsmark.“ kann wohl niemand - außer den Fachärzten - etwas anfangen.
Was auch immer hinter dem mysteriösen Fachjargon in Medizinerkreisen stecken mag. Fakt ist, dass das Gros der Patienten völlig ratlos ist, wenn es die Befundberichte liest. Das brachte die beiden Dresdner Medizinstudenten Anja Kersten und Johannes Bittner auf die rettende Idee des Übersetzungsdienstes „Washabich.de“ für Befundberichte und Diagnosen, der schließlich am 15. Januar 2011 online ging.
Inzwischen arbeitet ein Team aus 43 Studenten ab dem 8. Fachsemester sowie zwei Ärzten ehrenamtlich mit. Der Service will die Patienten besser informieren und damit in die Lage versetzen, Arztbesuche besser vor- und nachzubereiten.
Der Dienst stellt weder eine fachliche Beratung dar, noch kann er den Arztbesuch ersetzen. Befundberichte können per E-Mail mit Anhängen oder per Fax eingeschickt werden. Im Gegensatz zu anderen Patientenportalen werden sie auf „Washabich.de“ anonymisiert und unter Ausschluss der Öffentlichkeit erklärt.
Die Privatsphäre des Patienten wird dadurch geschützt, die Belange des Datenschutzes gewährleistet und schließlich unterliegen alle eingesandten Dokumente selbstverständlich auch der ärztlichen Schweigepflicht. Nach rund zwei Werktagen erhält der Patient eine verständliche „Übersetzung“ seiner Befunde.
Wenn es um die Gesundheit geht, verstehen die meisten Leute keinen Spaß. Zu Recht, denn sie ist einfach ein zu hohes Gut. Umso unverständlicher, wieso sich viele Patienten mit unverständlichen Diagnosen ihrer Leiden einfach abspeisen lassen. Washabich.de dürfte nur ein erster Anfang sein, denn der Bedarf nach klärenden Worten zu medizinischen Befunden ist immens. Derzeit erreichen rund 20 Anfragen pro Tag den medizinischen Dolmetscherdienst. Mit steigender Tendenz.
Es gibt ein erhebliches Potenzial für medizinische Informationsdienstleistungen dieser Art. Der Dienst auf Washabich.de ist kostenlos und finanziert sich über Werbung, vor allem aber über Spenden für die jeweiligen „Sachbearbeiter“. Und hier liegt auch der Anreiz für medizinische Fachkräfte.
Die Bereitschaft für Dienste dieser Art zu zahlen, zeugt vom wirtschaftlichen Potenzial dieser Geschäftsidee, die noch wenig bekannt ist. Es werden nicht nur gut versorgte Frühpensionäre sein, die diesen Dienst in Anspruch nehmen, sondern durchweg Patienten, die mitten im Leben stehen und einfach nur wissen wollen, was Sache ist.
Übersetzungen aus fremden Sprachen kosten schließlich auch Geld. Warum sollte sich ein Übersetzungsdienst dieser Art nicht auf gleiche Weise kommerzialisieren lassen? Ähnliche Projekte sind denkbar für Gerichtsurteile und –beschlüsse, die in unverständlichem Juristendeutsch verfasst und gleichfalls wenig transparent sind.
Land: | Deutschland |
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Rechtsform: | GmbH |
Branche: | Dienstleistungen |
Kategorie: | Beauty & Gesundheit |
Startkapital: * | weniger als 5.000 EUR |
Website: | www.washabich.de |
So viele Besucher haben sich für diese Idee interessiert.
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